Für den Papst ein Geschenk Gottes, für uns die großartigste Erfindung seit geschnitten Brot. Endlich rückt die Menschheit zusammen, Grenzen spielen keine Rolle mehr, Herkunft, Sprache, Religion und Hautfarbe sind unwichtig, Kriege werden überflüssig...
Das war Anfang der 90er Jahre, wir waren begeistert und naiv. Heute sind wir ernüchtert, aber nicht resigniert. Eine Handvoll unternehmungslustiger Rentner, die ihr Leben in der IKT- und Digitalbranche zugebracht haben, sowie einige Freunde, die als Autodidakten in die Materie geraten sind. Einige noch mit dem Akustikkoppler.
Die Idee zu unserem Projekt reicht zurück bis zur Gründung unserer Agentur „Büro Neue Medien” in Frankfurt (Neue Medien gab es nämlich auch schon damals...). 1992 passten Handys endlich in die Hosentasche, und der Computer zog in immer mehr Wohn- und Arbeitszimmer ein. Und damit auch die Probleme, die es vorher nicht gab, die man aber mit Hilfe von Computern lösen konnte. Und dann fing das ganz langsam an mit „diesem Internet”.
Damals ahnten wir nicht, dass übermächtige und allwissende Digitalkonzerne unsere Gesellschaften derart massiv verändern würden. Wir beobachten, wie immer mehr Menschen - nicht nur in unserer Altersgruppe - vor der Komplexität und dem Tempo der Entwicklung kapitulieren. Viele verlieren den Mut oder den Anschluss, andere haben ihn erst gar nicht gefunden.
Seit Jahren spaltet sich die Gesellschaft unmerklich in Nutzer und Nichtnutzer des Internet. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht die Abhängigkeit immer weiter zunehmen würde. Schon sehr bald (OK, in Deutschland dauert es etwas länger) wird vieles nur noch online verfügbar sein. Besonders im ländlichen Raum ist man dann ohne Internet aufgeschmissen. Und damit sind wir bei einem weiteren Problem, das kaum wahrgenommen wird, schon gar nicht von der Politik: Nicht jeder kann sich einen Internetzugang und anständige Geräte leisten.
In den vergangenen Jahren haben wir bereits viele hundert PCs vor dem Müll gerettet, aufgemöbelt und meist an bedürftige Menschen verschenkt. Und wir müssen bis zum heutigen Tag antreten, wenn bei Freunden, Kollegen und in der Familie Daten verschwunden sind, das Internet streikt oder andere Fragen auftauchen. Und die werden immer mehr.
Obwohl die Digitalisierung großartige Dinge möglich macht, hat sie auch reichlich Schattenseiten. Menschen fühlen sich unsicher, manipuliert und überwacht. Desinformation, Hass, Hetze und Intoleranz führen zu Misstrauen und Übervorsicht.
Einige „erwachsene“ Menschen glauben sogar, dass die Erde eine Scheibe sei und Echsenmenschen unter uns weilen. Das klingt lustig, ist es aber nicht, wie diverse Geschehnisse rund um die Corona-Pandemie oder die US-Wahl gezeigt haben.
Ursache ist die meist spärlich ausgeprägte digitale Bildung und Kompetenz, auch im Bereich von Medien- und Quellenanalyse. Das zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Nachdem die „Leitmedien“ ihre Gatekeeper-Funktion als vierte Gewalt weitgehend verloren haben, müssen Nachrichten-Konsumenten erst lernen, als „ihr eigener Redakteur“ zu agieren. Das ist nur leider recht zeitaufwändig und nicht jedermanns Sache...
Wir wissen nicht, ob wir morgen im digitalen Schlaraffenland oder im Überwachungskapitalismus aufwachen. Der Geist ist jedenfalls aus der Flasche, und es gibt kein Zurück ins analoge Zeitalter. Es gibt aber auch keine gute Alternative zum Optimismus. Oder kennen Sie eine?
Wir behaupten, die digitale Zukunft lässt sich mit Neugier und ein wenig Know-how, einer Portion gesundem Menschenverstand und guter Laune locker bewältigen. Und wir teilen das alles gerne mit jeder und jedem, die ebenfalls neugierig sind und Lust auf Zukunft haben, am Liebsten bei Kaffee und Kuchen, oder gerne mehr...
Unser „Think Tank“ beim Nachdenken über...
...autonom fahrende Rollatoren...
...den optimalen Standort für die Milchkanne...
...altern in Würde...
...Wege aus der Einsamkeit...
...und unsere digitale Zukunft.
Klappentext aus dem Buch „Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ von Shoshana Zuboff.